Das Niederbergische Museum Wülfrath

Bereits 1908 stellte Schulleiter Julius Imig in seiner Schule Itterbruch in Wald bei Solingen seine Privatsammlung der Öffentlichkeit vor. Die Exponate (Pflanzen und Tiere des bergischen Landes sowie Mineralien) sollten in erster Linie dem naturkundlichen Unterricht dienen. 1913 wurde Julius Imig der neue Schulleiter der evangelischen Volksschule an der Parkstraße in Wülfrath und es wurde ihm vom damaligen Rat der Stadt bereits im April 1913, vor seinem offiziellen Antritt im Mai, widerruflich gestattet, seine private Sammlung in einem der nicht genutzten Räume der Schule aufzustellen. Am 18. November desselben Jahres war es dann soweit: Der Rat der Stadt besichtigte den von Rektor Imig mit seinen Exponaten eingerichteten Raum und gab ihn gleichzeitig zur Besichtigung durch die Öffentlichkeit frei.

Dies ist der Anfang des heutigen Niederbergischen Museums Wülfrath. Was als private Liebhaberei des Rektors Imig begonnen hatte, fand zunehmend das Interesse der Ratsvertreter, so dass die Stadt Wülfrath im Januar 1920 die Sammlung übernahm und von diesem Zeitpunkt ab mit etatmäßigen Mitteln förderte. Bereits einen Monat später genehmigten die Ratsvertreter bauliche Änderungen in der Parkschule, um die Präsentation der Exponate zu verbessern. Julius Imig blieb weiterhin ehrenamtlicher Leiter des Museums. 1924 wurde die Parkschule zur französischen Kaserne, so dass die Sammlung in einen kleineren Raum der Schule bzw. in der Wohnung von Rektor Imig untergebracht werden musste. Bereits 1925 konnte dann die Sammlung in mehreren Räumen der Schule wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Sammlung wuchs in den folgenden Jahren. So wurde dem Museum im Juni 1927 von Wilhelm Herminghaus, der für die Erben von Theodor Herminghaus als Testamentsvollstrecker eingesetzt war, eine 288 Objekte umfassende Sammlung des verstorbenen Fabrikanten zur Verfügung gestellt.

Im Jahre 1930 belegte das Museum durch den Ausbau des Speichers der Parkschule bereits 400 qm Ausstellungsfläche.

Nach dem Bericht Elisabeth Burbergs, einer seiner Schülerinnen, opferte Julius Imig einen Großteil seiner Freizeit der naturkundlichen Sammlung. Dies wurde von ihm nie als Arbeit empfunden. Seine Schulkinder erhielten damit einen sehr lebendigen Anschauungsunterricht über das Leben der Vorfahren und der heimischen Tierwelt.

So kam ein ausgestopfter Schwan ins Museum, der eines Tages vom Krappsteich aufgestiegen war, gegen den Turm der katholischen Kirche segelte und sich dort das Genick brach.

Ende der 1930er Jahre entschied die übergeordnete Politik, das Wülfrather Museum zu einem „Niederbergischen Museum“ im Kreis Düsseldorf-Mettmann auszubauen. Deshalb wurden 1938 zum 25-jährigen Jubiläum des Wülfrather Museums die Exponate des aufgelösten Heimatmuseums in Mettmann dem Wülfrather Museum zugeführt. Im gleichen Jahr konnte auch die private Sammlung Korsten, eines Gastwirts im Bahnhof Vohwinkel (bis 1929 gehörte Vohwinkel zum Kreis Düsseldorf-Mettmann), erworben werden. Diese Sammlung umfasste altbergischen Hausrat, wie u.a. einen bergischen Glasschrank mit altem Porzellan, Truhen, Zinn-, Messing- und Kupfergeräte, Leuchter und Waffen. Damit wurde der politische Wille untermauert, das Heimatmuseum zu einem Schaufenster des ganzen niederbergischen Raumes werden zu lassen. Das Museum benötigte dazu ein eigenes Gebäude zur würdigen Präsentation seiner Exponate.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch alle Pläne für ein neues Museum. Erst nach der Währungsreform sollten sie wieder aufgegriffen werden. Der Museumsbestand verblieb bis zum Kriegsende in der Parkschule. Die englische Armee beschlagnahmte im Sommer 1945 auch die Parkschule und so musste der Museumsbestand in das bereits 1939 von der Stadt Wülfrath erworbene Gebäude der Firma Tiefenthal an der Bergstraße gebracht werden.

Museumsleiter Julius Imig begann sofort, die Bestände in den ehemaligen Lagerräumen „herzurichten“. Bereits im Mai 1946 gab er einen „vorläufigen, kurzen Museumsführer“ für das Tiefenthal ’sche Gebäude heraus, der mit den Worten endete: „Der Titel dieses Heftchens besagt schon, dass bei weiterer Entwicklung des Wülfrather Museums die Herausgabe eines ausführlichen Führers geplant ist“. Daraus lässt sich ersehen, dass das Museum 1946 bereits wieder besichtigt werden konnte.

Wie schon erwähnt, kam der Gedanke einer anderweitigen Unterbringung des Museums nach der Währungsreform wieder auf. Ab Mitte 1949 prüfte die Stadtverwaltung Wülfrath u.a. die Unterbringung des Museums in einem der Bunker an der Wilhelm- bzw. Goethestraße, verwarf diesen Gedanken jedoch aus Kostengründen wieder. Die Stadt Wülfrath beschloss, das Tiefenthal Gebäude instand zu setzen und als dauerhafte Unterbringung für das Museum umzubauen. Aus diesem Grunde wurde das Haus 1951 vorübergehend geschlossen. Das defekte Sheddach ließ die Stadt durch ein neues Satteldach ersetzen. In die bisher fensterlosen Außenwände wurden Fenster gebrochen, und die Museumsräume wurden an die städtischen Versorgungsleitungen (Gas, Strom und Wasser) angeschlossen.

Zum 40jährigen Jubiläum erfolgt dann am 18.Oktober 1953 die feierliche Wiedereröffnung an der Bergstraße. Zu diesem Anlass wurde Julius Imig auf Antrag der Stadtvertretung für seine 40 Jahre dauernde ehrenamtliche Tätigkeit als Museumsleiter das Bundesverdienstkreuz durch Ministerialrat Dr. Busley verliehen. Im Jahre 1956 übertrug die Stadt Willi Münch die kommissarische Leitung des Museums, nachdem er bereits schon einige Jahre zuvor Julius Imig bei seiner Arbeit unterstützt hatte. Zum 1.April 1957 schied Julius Imig offiziell als ehrenamtlicher Leiter des Museums aus.

Im August des darauffolgenden Jahres ernannte der Rat der Stadt Wülfrath Willi Münch zum offiziellen, hauptamtlichen Leiter des Museums.

Ein – im damaligen (1951) Nachkriegsdeutschland weit über die Grenzen Wülfraths beachteter- Beschluss des Rates der Stadt Wülfrath, bedeutete die Übernahme einer Patenschaft für die Künstlergruppe „Ring bergischer Künstler aus Wuppertal“. Dazu gehörte der jährlich wiederkehrende „Tag der Kunst“, an dem Künstler geeignete Motive in Wülfrath und seiner unmittelbaren Umgebung aussuchten. Die an diesem Tag geschaffenen Arbeiten wurden nach der Wiedereröffnung des Museums nach dem Umbau jeweils in der Adventszeit in einer Ausstellung vorgestellt und erfreuten sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit, was sich einerseits in „klingender Münze“ für die Künstler auszahlte, andererseits dazu führte, dass manche Wülfrather Familie Besitzer von Originalbildern mit Wülfrather Motiven von bergischen Künstlern wurden, von denen einige später überregionale Bekanntheit erlangten. Namen wie Röder, Reckewitz, Wohlfeld, Schmahl usw. stehen für diese Popularität. Harald Schmahl schuf 1957 eine Bronzebüste von Julius Imig, die heute noch den geologischen Raum ziert. Bis zum Tod von Adolf Röder bestanden zwischen dem „Ring“ und dem Museum freundschaftliche Bande.

In den frühen 1960er Jahren ließ Willi Münch die alte Tradition der bergischen Kaffeetafel wieder aufleben, zu einer Zeit, als dieser alte Volksbrauch fast vergessen war. Er bot diese „met allem dröm und dran“ im Museum an. Damals gab es noch keine Küche und die Frauen buken Waffeln im heutigen Büro. Darüber hinaus animierte Münch umliegende Restaurants wie z.B. die „Kleine Schweiz“, ebenfalls eine Bergische Kaffeetafel anzubieten. Um die nötige Reklame zu machen, brachte er Plakate u.a. in den Wuppertaler Schwebebahnhöfen an. Die traditionelle Bergische Kaffeetafel ist noch heute ein bedeutendes Standbein für unser Museum.

1963 ging ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung: Das Museum wurde im nördlichen Teil um eine Heimatschule erweitert. Bei diesem Umbau wurde auch eine dringend benötigte Küche installiert. Im Kaminzimmer kredenzten die Museumsleute die „Bergische Kaffeetafel“. Die Besucher erfuhren aus „erster Hand“, was es „mit allem dröm und dran“ auf sich hat. Seitlich vom Kamin wurden zwei neue Durchgänge in die Heimatschule und zur Küche gebrochen.

Ende des Jahres 1970 nahm die neu geschaffene Abteilung „Kultur“ bei der Stadtverwaltung Wülfrath ihre Arbeit auf. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Aufgabe der Abteilung durch das Hauptamt wahrgenommen worden. Die Leitung dieser neuen Abteilung übertrug die Stadt dem Museumsleiter Münch. Diesem gelang es 1972, den Museumsbestand um die komplette Zinngießerei von Franz Barkhaus aus Wuppertal zu erweitern. Von Barkhaus selbst wurden Mitarbeiter des Museums in historische Arbeitstechniken, Legierungsrezepturen und manche – Kunstgriffe eingewiesen, so dass schnell eine Werkstatt entstand, die altes Zinngeschirr aus westfälischen und rheinischen Museen, aber auch von Privatsammlern, restaurierte. Darüber hinaus wurde nach historischen Vorbildern neues Zinngeschirr wie z.B. Dröppelminas hergestellt. Der Stadt Wülfrath dienten beispielsweise Zinnlöffel als Gast- und Jubiläumsgeschenke.

Der Rat der Stadt Wülfrath wählte Frau Dr. Jutta de Jong als neue Leiterin des Museums, dessen Leitung sie am 1.September 1991 übernahm. Mit ihrer Wahl verfolgte der Rat eine wissenschaftliche Ausrichtung der Museumsarbeit und damit eine stärkere Positionierung in der regionalen Museumslandschaft. Zusätzlich wurde sie zum 1.April 1998 auch zur Leiterin des Kulturamtes bestellt. Damit verbunden war die Stabsstelle der Städtepartnerschaften bei der Stadt Wülfrath.

1991 endete die Ära von Willi Münch als Museumsleiter. Sein Ziel war, dass Niederbergische Museum nach neuen Erkenntnissen wissenschaftlich und museumstechnisch umzugestalten. Die niederbergische Landschaft sollte sich hier widerspiegeln, sowohl in ihrer natur- als auch in ihrer volkskundlichen Entwicklung. So wurde das Wülfrather Museum ein wichtiger Bestandteil in der Rheinischen Museumslandschaft. Die sehr hohen Besucherzahlen, darunter oft prominente Gäste, waren Beleg für dieses erfolgreiche Konzept. Der Name Wülfrath hatte nicht zuletzt durch das Museum im ganzen Rheinland einen guten Klang.

Ende 2005 fasste der Rat der Stadt Wülfrath aus finanziellen Gründen den Beschluss, das Museum zu schließen. Diese Entscheidung nahm die Bevölkerung mit großem Protest zur Kenntnis. Mitte 2006 führte dieser Ratsbeschluss zur Gründung eines privaten Trägervereins für das Niederbergische Museum. Nach kurzer Schließung des Museums übernahm der Trägerverein den Betrieb des Museums. Seit dieser Zeit arbeitet Frau Christa Hoffmann mit einem engagierten Team als Geschäftsführerin für unser Niederbergisches Museum in Wülfrath.

Gedenktafel am Haus Wilhelmstraße 136 (Buchhandlung Rüger)

Ein wertvoller Schatz ist der künstlerische Nachlass des bekannten, 1946 verstorbenen Malers Eduard Dollerschell. Seine Arbeiten gelangten nach dem Tod der Witwe Maria Dollerschell in das Eigentum des Museums. Frau Dollerschell war mit der Familie Münch freundschaftlich verbunden. Noch zu ihren Lebzeiten wurde eine Bronzetafel von Dollerschells Grab nach Wülfrath geholt und im Freigelände des Museums angebracht.

Julius Imig

Julius Imig wurde am 4. April 1879 in Viersen geboren. Im Alter von 17 Jahren kam er nach Mettmann und besuchte dort das Lehramtsseminar. Nach Beendigung seiner Ausbildung war er Lehrer in Solingen.

Mit Schreiben der königlichen Regierung vom 3. April 1913 wurde er I Monat früher als ursprünglich geplant zum 1. Mai 1913 zum Rektor des Schulverbandes Wülfrath, d.h. zum Rektor der Parkschule, ernannt. Die offizielle Einführung in sein neues Amt erfolgte durch den Kreisschulinspektor am 2. Mai 1913.

Im April 1913 gestattete ihm der Rat der Stadt Wülfrath bereits vor seinem Amtsantritt – seine private Sammlung von Tieren, Pflanzen und Mineralien des bergischen Landes in einem der ungenutzten Räume der Parkschule unterzubringen. Noch im Herbst des gleichen Jahres wurde dieser Raum auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, womit er die Geburtsstunde des heutigen Niederbergischen Museums darstellt.

Julius Imig war Rektor der Parkschule von 1913 bis 1945. Der damalige Bürgermeister der Stadt verabschiedete ihn am 6. Oktober 1945 in den wohlverdienten Ruhestand mit dem Wunsch, Imig möge noch viele Jahre Gelegenheit haben, sich um sein persönliches Werk, das Wülfrather Heimatmuseum, kümmern zu können. Für diese Tätigkeit sicherte er Julius Imig nicht nur Verständnis, sondern auch weiterhin die Unterstützung der Stadt zu. Als Zeichen der Dankbarkeit überreichte er ihm den Betrag von 500 RM, über den dieser frei für das Museum verfügen möge.

Das Wülfrather Heimatmuseum war sein Lebenswerk, dem er sich bis zu seinem Tod mit ganzer Kraft gewidmet hat. Er war ständig bemüht, dessen Sammlung zu erweitern. So hat er z.B. im 1. Weltkrieg, als er vor Verdun lag, einen Amonit gefunden – er ist noch heute im Niederbergischen Museum zu bewundern – den er seiner Frau schickte, die aber zutiefst enttäuscht war, weil sie französischen Käse erwartet hatte. Auf seinen ständigen Exkursionen in und um Wülfrath nach Versteinerungen, entdeckte er eines Tages in Rohdenhaus eine bis dahin unbekannte Art einer Seelilie, die nach ihm benannt wurde: die „Melocrinus Imigi“.

Julius Imig lebte bis zu seinem Tode am 22.Januar 1959 fast 46 Jahre in Wülfrath.

Ehrenringverleihung Willi Münch

Willi Münch – Ein Porträt

Der Name Willi Münch und das Niederbergische Museum Wülfrath sind auf das Engste miteinander verbunden. Ähnlich wie dessen Gründer, der Volksschulrektor Julius Imig, der es vor genau einhundert Jahren als mineralogisch-geologische Sammlung gründete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese nach und nach um volks- und naturkundliche Bereiche erweitert, und so entstand das Niederbergische Museum, das sich weit über die Grenzen von Wülfrath und den Kreis Mettmann hinaus einen besonderen Namen erworben hat – dank des unermüdlichen Einsatzes von Willi Münch, der schon seit den frühen 1950er Jahren noch unter Rektor Imig ehrenamtlich im Museum tätig war und es seit 1956 kommissarisch und dann von 1958 an bis 1991 in hauptamtlicher Funktion leitete.

Meine erste Dienstreise mit dem Chef des ehemaligen Rheinischen Museumsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Alfons Biermann, führte gleich in den ersten Tagen meines Volontariats im Oktober 1980 nach Wülfrath.

Hier drehte der WDR damals eine Reportage, in deren Mittelpunkt die legendäre Bergische Kaffeetafel stand, die Willi Münch in den frühen 1960er Jahren eingeführt hatte. Sie wurde zu einem Markenzeichen des Museums und zog viele, viele Besucher an. Als Museumsleiter war Willi Münch seiner Zeit voraus. Durch museumspädagogische Programme, Führungen und Sonderausstellungen machte er das Museum zu einem besonderen, lebendigen Lernort, dessen Fundament ein ganzheitlicher Vermittlungsansatz war. Willi Münch konnte die scheinbar unbedeutendsten Exponate zum Leben erwecken und wusste, den Besucherinnen und Besuchern die Geschichte des niederbergischen Kulturraumes näher zu bringen. Es gelang ihm, einen großen Kreis an Ehrenamtlichen um sich zu scharen, die in den verschiedensten Bereichen des Museums tätig waren – sei es bei der Bergischen Kaffeetafel, bei Führungen oder auch der Restaurierung.

Ein besonderer Anziehungspunkt in der Museumsarbeit war die Zinngießerei Barkhaus, die 1972 in das Museum gelangte. Wie viele Dröppelminas, Hochzeitsschalen oder Zinnengel sind hier gegossen worden! Die Mitarbeiter wurden eigens geschult und das Museum so zu einem zeitgemäßen Vermittlungsort handwerklicher Kunst, aber auch der Restaurierung – „Museum zum Anfassen“ sozusagen. Das war das außergewöhnliche Verdienst von Willi Münch. Er war immer auf der Höhe der Zeit und setzte sich mit Leib und Seele für „sein“ Museum ein, das ein Heimatmuseum im besten Sinne war, aber nie angestaubt oder anachronistisch wirkte. Durch seine erfolgreiche Tätigkeit war Willi Münch ein gefragter Ratgeber, dem nichts zu viel war, der auf die Menschen zuging und sie begeisterte.

Wesentliche Konzepte zur musealen Darstellung der niederbergischen Landschaft, insbesondere der Naturkunde und der Geologie hat Willi Münch selbst erarbeitet.

Unvergessen ist die ehrenamtliche Begleitung archäologischer Grabungen in Wülfrath und Umgebung, die ihn zu einem anerkannten Partner des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland werden ließ.

Ganz im Sinne Albert Steegers, erhielt er 1977 das Albert-Steeger-Stipendium des Landschaftsverbandes Rheinland, lag und liegt seiner Arbeit ein integraler Ansatz zugrunde, und so ist es kein Wunder, dass Willi Münch von 1968 an Geschäftsführer und von 1993 bis 2010 Vorsitzender des Wülfrather Heimatbundes war. Seit 1991 und bis auf den heutigen Tag ist er Denkmalbeauftragter der Stadt Wülfrath, und ihm verdankt die Stadt die Erhaltung eines weitgehend einheitlichen Straßenbildes in der Wülfrather Altstadt; denn der Denkmalpflege galt und gilt sein besonderes Augenmerk. Sein Wort und sein Urteil haben Gewicht. So auch im Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, dessen Beirat er 35 Jahre angehörte; allein 30 Jahre war er zudem auch Kassenprüfer. Über 40 Jahre lang verband ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Roten Haus des Landschaftsverbandes Rheinland in Monschau. Nicht wegzudenken ist auch sein Engagement im Verband Rheinischer Museen.

Doch was wäre Willi Münch ohne seine künstlerische Ader? Wer kennt nicht seine Ölgemälde, Skizzen und vor allem seine Karikaturen? Hier hatte er stets die Hand am „Puls der Zeit“, hier wurde Menschliches, allzu Menschliches, analysiert und seziert, wurde Geschichte auf besondere Weise lebendig. Auch als Verfasser von Museumsschriften und sonstigen Publikationen machte er sich einen Namen.

Kein Wunder, dass bei all diesen Aktivitäten, meistens im Ehrenamt, verdiente Ehrungen nicht ausblieben.

Der Landschaftsverband Rheinland zeichnete Willi Münch und dessen bürgerschaftliches Engagement 1990 mit dem Rheinlandtaler aus, 1991 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Eine besondere Ehre wurde ihm 2011 zuteil: Die Stadt Wülfrath verlieh ihm den Ehrenring der Stadt!

Für seine maßgebliche Mitwirkung am Zustandekommen der Städtepartnerschaft Wülfrath mit Ware verlieh ihm diese englische Gemeinde die Ehrenbürgerschaft, nicht zuletzt auch wegen der Kooperation im kulturellen Bereich.

Doch das Wichtigste neben all diesen Verdiensten ist der Mensch Willi Münch. Er ist sich immer treu geblieben. Unvergessen und bis auf den heutigen Tag lebendig ist die Gastfreundschaft im Hause Münch. Sie hat viele Menschen unterschiedlichster Profession zusammengeführt und ist so zu einem Kristallisationspunkt vielfältigster kultureller Aktivitäten und des Austauschs geworden. Auf diesem Wege sind zahlreiche Freundschaften entstanden.

Im vergangenen Dezember vollendete Willi Münch sein 82. Lebensjahr. „Seinem“ Museum ist er auch über seine Pensionierung, mit der eine Ära zu Ende ging, hinaus treu geblieben, und sein Rat ist auch weiterhin gefragt.

Ad multos annos!

Dr. Norbert Kühn
Leiter des LVR-Fachbereichs Kultur

Jutta de Jong

Dr. Jutta de Jong

Frau Dr. Jutta de Jong übernahm am 1.9.1991 die Leitung des Niederbergischen Museums und ab dem 1.4.1998 zusätzlich die des gesamten Kulturamtes. Ebenso die Stabsstelle „Städtepartnerschaften der Stadt Wülfrath“.

Die promovierte Historikerin etablierte die Sonderausstellungen im „Tierraum“. Sie legte großen Wert darauf, zwischen volkskundlichen und geschichtlichen Themen zu wechseln.

Ausstellungsthemen: Knaben- und Mädchenspielzeug, historische Zinnfiguren, Schuhmode der letzten 200 Jahre und Hüten von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu den 1960er Jahren. Historische Automaten, Kinderbesteck und -geschirr (letztere in Zusammenarbeit mit der Kulturreferentin Andrea Gellert). Sept. 1993 bis Februar 1994: „Wülfrath im Wandel der Zeit – eine vergleichende Fotoausstellung von der Jahrhundertwende bis 1993. Im April bis Juni 1994 „Zeichen der Not – als der Stahlhelm zum Kochtopf wurde“. Februar – Mai 1995 „Wunder im Stein – ausgewählte Stücke der Mineraliensammlung der Rheinischen Kalksteinwerke Wülfrath“, „Hof und Gut – Wülfrather Bauernhöfe“ von September 1997 bis Februar 1998.

Aus den Sonderausstellungen entstanden die Publikationen:

„Wülfrath. Ein Streifzug um die Jahrhundertwende“ (1993) „Der lange Schatten des Krieges. Deutsche Lebens-Geschichten nach 1945, zusammen mit Elisabeth Domansky, Münster 2000″ und „Hof und Gut. Wülfrather Bauernhöfe – eine Dokumentation in Bildern, zusammen mit Karl-August Hindrichs (2004).

Sie führte regelmäßige Veranstaltungen durch: Den Zinnfiguren-Markt, Museumsfeste, Konzerte am Kamin in Kooperation mit der Volkshochschule und Lesungen.

Das Museum schloss 2005 und wurde aus der städtischen Trägerschaft herausgelöst. Zu diesem Zeitpunkt wechselte Frau Dr. Jutta de Jong in die Selbständigkeit mit dem Schwerpunkt: Kompetenz- und Konfliktberatung.

Eröffnung Grammophonaustellung

Andrea Gellert

Andrea Gellert, Magister Artium in Geschichte und Master of Arts (Leicester GB), trat 1998 die Stelle als Kulturreferentin an und wurde später stellvertretende Museumsleiterin des Niederbergischen Museums.

Ihr Aufgabenbereich umfasst die Übernahme von Museumsobjekten, Betreuung der Sammlung, Entwicklung museumspädagogischer Angebote, die Planung und Ausführung von Sonderausstellungen.

Bei den erfolgreichen Ausstellungen „Hut up“, „Schmatz nicht!“ und der „Zuckerausstellung“, konzipiert sie ein umfangreiches Begleitprogramm. Im Jahr 2003 wird Andrea Gellert Leiterin des neu eröffneten „Zeittunnel“.

Nach Übernahme des Niederbergischen Museums durch den Trägerverein und der Wiedereröffnung im Jahr 2006 ist Andrea Gellert für den Trägerverein wissenschaftlich beratend tätig.

Christa Hoffmann

Christa Hoffmann wird 2002 unter Leitung von Dr. Jutta de Jong und Andrea Gellert museumspädagogische Mitarbeiterin des Niederbergischen Museums.

Nach Gründung des Trägervereins 2006 übernimmt sie die Geschäftsführung des Niederbergischen Museums und setzt ihren Schwerpunkt auf die Arbeit mit Kindern.

Mit einem ehrenamtlichen Pädagogikteam hat sie museumspädagogische Veranstaltungen wie „Vom Schaf zum Stoff und “ Vom Korn zum Brot“ weiterentwickelt.

Die Themenführungen „Alltagsgegenstände gestern und heute“ und „Erzähl mir von früher“ bringen Kinder und Erwachsene in eine dialogische Teilnahme historischer Erlebniswelten. Das Angebot „Jung trifft auf Alt“ – Kinder führen mit ihren Augen durch das Museum – bringt die Wahrnehmungswelten von Kindern und Erwachsenen an historischen Gegenständen zusammen.

Neben der Tradition der „Bergischen Kaffeetafel“ wird 2007 das „Bergische Frühstück“ angeboten.

Musikalische Veranstaltungen, wie das „Konzert am Kamin“ und literarische Abende in Zusammenarbeit mit der Wülfrather Medienwelt, machen das Museum zum kulturellen Veranstaltungsort in Wülfrath.

Ein weiterer Schwerpunkt von Frau Hoffmann liegt bei der Assistenz der Durchführung von verschiedenen Ausstellungen, wie die des Wuppertaler Malers Eduard Dollerschell, die Verkaufsausstellung aus dem Nachlass des Wülfrather Künstlers Anjo Jacobs, der Fotoausstellung „Von damals bis gestern“ und den dazugehörenden Begleitprogrammen.

Die Ausstellungen zur Eröffnung des Panoramaradweges „Fahrräder an ungewöhnlichen Orten“ und „Wülfrather Orgelgeschichte und Geschichten“ über die historischen Orgelpfeifen der Weidtmann Orgel der Wülfrather Stadtkirche bereicherten das Angebot des Niederbergischen Museums.

Unter der Geschäftsführung von Frau Hoffmann und dem großem ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeiter wird der Trägerverein das Jubiläumsjahr des Niederbergischen Museums mit vielfältigen Angeboten und Aktivitäten organisieren und gestalten.

Trägerverein des Niederbergischen Museums Wülfrath

Der Trägerverein des Niederbergischen Museums Wülfrath wurde 2006 gegründet. Frau Rosel Lutz-Brenger als Gründungsvorsitzende und deren Stellvertreter, Dr. Ulrich Mairose, haben hier unschätzbare Arbeit für das Museum geleistet. Sie schufen die formalen Voraussetzungen:

  • Für die Gründung des Vereins.
  • Einen Vertrag mit der Stadt Wülfrath (der die Nutzung des Hauses regelte)
  • Eine erforderliche Satzung
  • Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt.

Wülfrather Handwerker konnten gewonnen werden, sich mit praktischer Arbeit für den Erhalt des Museums einzusetzen und so den Betrieb des Museums, nach der Schließung im Jahre 2005, wieder zu ermöglichen.

Im Jahr 2010 drohte der Verein auseinander zu brechen. In dieser Lage erklärten sich die Herren Heinz Franke, Horst Hoenke und Manfred Hoffmann bereit, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen, wobei sie als lokale Politiker gleich angekündigt hatten, dass sie diese Aufgabe nur für eine Wahlperiode übernehmen würden. Als Schatzmeisterin stand Ihnen Frau Juliane Brocke zur Seite. In diese Vorstandszeit fiel die Konsolidierung und die Transparenz der Vereinsfinanzen. Dank dieser Anstrengungen erreichte der Trägerverein ein „ruhiges Fahrwasser“ und ermöglichte wieder einen „normalen“ Museumsablauf.

Im Jahr 2012 wählten die Vereinsmitglieder die Herren Jürgen Meinhard als Vorsitzenden, Heinz Franke und Manfred Hoffmann als seine Stellvertreter. Sie standen und stehen vor der schwierigen Aufgabe, mit der Stadt einen neuen Vertrag abzuschließen und damit das Überleben des Niederbergischen Museums zu sichern. Diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Stadt Wülfrath sieht derzeit – auf Grund der Haushaltslage – wenig Spielraum, einer direkten finanziellen Unterstützung. Konsens der Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt ist, dass dauerhaft Sponsoren für den Erhalt des Museums gefunden werden müssen. In der Wülfrather Bevölkerung wächst derzeit der Wunsch nach Erhalt dieses Museums. Das stärkt dem Trägerverein den Rücken und ebenso das ungebrochene Engagement der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter.

Mit hohem persönlichem Einsatz ist es dem gesamten Vorstand und den Ehrenamtlern gelungen, dass die Veranstaltungen anlässlich des 100-jährigen Bestehens im Jahre 2013 in würdigem Rahmen gefeiert werden können.

Die baulichen Erweiterungen des Niederbergischen Museums

Wir schreiben das Jahr 1945. Kriegsende. Mitte 1945 beschlagnahmt die englische Armee u.a. die Parkschule. Das bedeutete zwangsläufig die Auslagerung der heimatkundlichen Sammlungen des Heimatmuseums, die auf eine Vielzahl winkeliger und enger Räume im Obergeschoß und auf dem Dachboden ausgestellt waren. Die Exponate wurden in der leerstehenden Tiefenthal‘schen Fabrik, Bergstraße 22, eingelagert. Rektor Imig verwandelte die Lagerräume in themenbezogene Abteilungen, so dass er bis zum Mai 1946 behelfsmäßig das Heimatmuseum wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen konnte.

Mit Schreiben vom 11. Mai 1949 an den Bürgermeister Fritz Heinrichs, brachte der Museumspfleger für Nordrhein, Herr Dr. Vogel, wieder die alte Idee von 1939 ins Spiel, das Wülfrather Heimatmuseum zum Museum des Kreises Düsseldorf-Mettmann zu machen. „Brauchbare Möglichkeiten, das Museum in Wülfrath gut unterzubringen, sind zweifellos vorhanden". Daraufhin setzte bei allen Beteiligten (Museumsleiter Imig, Stadtverwaltung, Rat etc.) eine umfangreiche Planungsphase ein. Es wurden Überlegungen angestellt, die Bunker an der Wilhelm- bzw. Goethestraße für diesen Zweck umzubauen. Der Museumspfleger wird am 21. Mai 1949 unterrichtet, „dass die Angelegenheit der anderweitigen Unterbringung des Heimatmuseums zunächst dem Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Wülfrath unterbreitet wird".

Alle Überlegungen und Berechnungen für den Umbau des Bunkers an der Goethestraße konnten auf Grund der hohen Kosten nicht umgesetzt werden. Stattdessen wurde 1950 der Wülfrather Architekt Rudi Clashausen aufgefordert, eine Umplanung für den Standort Bergstraße 2 (Tiefenthal) zu erstellen. Am 3.7.1952 schrieb die Niederbergische Wülfrather Zeitung, „..seit etwa einem Jahr hat das Museum seine Pforten geschlossen. Stadt, Kreis und Land kamen überein, die Kulturstätte weiter auszubauen. Das schadhafte Sheddach wurde restlos entfernt, große sonnige Fenster eingebaut und neue Wände gezogen". Bei diesem Umbau wurde auch der ursprüngliche Eingang von der Westseite im Bereich des Kalkraumes auf die östliche Seite verlegt. Neu dazu kam das EG des Haupthauses und die darin befindliche Wohnung wurde aufgelöst. Es wurden Räume für Verwaltung, Bücherei, Garderobe, Toiletten, Geologie-Abteilung und einen Vortragsraum geschaffen.

1963 wurde eine weitere Erweiterung des Museums geplant und ausgeführt. Im Bauantrag hieß das offiziell: “Erweiterung des Heimatmuseums mit einer Heimatschule“.

Der letzte große Ausbau wurde im Jahre 1979 durchgeführt. In diesem Anbau fand die bäuerliche Arbeitswelt endlich ihren passenden Rahmen.

2020 übergab ein Wülfrather Bürger das folgende Fotoalbum von 1934, welches wir Ihnen sehr gerne zur Ansicht zur Verfügung stellen wollen.

Die Texte der Historie wurden der Broschüre zum 100 jährigen Jubiläum entnommen, die Sie hier ebenfalls zum Download finden.